Review: Blade of the Immortal Perfect Edition Band 1

Wer den Erstrelease vor einigen Jahren verpasst hat, kann sich freuen. Am 1. Oktober erschien der erste Band zu Hiroaki Samuras Meisterwerk Blade of the Immortal bei Manga Cult.
Dabei hat Manga Cult auf eine beliebte Variante der Veröffentlichung gesetzt. Blade of the Immortal erscheint nämlich als Perfect Edtion, was bedeutet, dass ihr pro Band zwei Bände erhaltet. Außerdem erscheint die Geschichte um Rin und Manji erstmals ungekürzt und mit bisher noch nicht im deutschsprachigen Raum veröffentlichten Farbseiten. Was den neuen Release noch so besonders macht und ob sich für Sammler der Erstveröffentlichung ein erneuter Kauf lohnen könnte, erfahrt ihr in dieser Review.
Achtung! Diese Review enthält Spoiler zu Blade of the Immortal!
Handlung:
Blade of the Immortal erzählt die Geschichte des Ronin Manji, welcher in seiner Vergangenheit 100 Männer tötete, darunter auch der Ehemann seiner kleinen Schwester Machi. Durch einen Zufall trifft er auf eine Nonne. Die ihm heilige Blutwürmer verabreicht. Diese vermehren sich in seinem Körper und geben ihr leben, sollte Manji Verletzungen davon tragen, auch wenn diese tödlich sind. Eines Tages tötet er den Bruder eines Ganganführers, woraufhin dieser seine Schwester entführt. Manji soll gegen die komplette Gang im Kampf bestehen, ansonsten würde Machi sterben. Allerdings lehnt Manji ab, weil er es Leid ist diese Art von Spielchen zu spielen und will eigentlich nur eines: Die Blutwürmer sollen wieder aus seinem Körper. Der Gang Anführer gibt sich besonnen, tötet aber Machi bei der Freilassung. In absoluter Rage und dem leichten Gefühl der Befreiung metzelt Manji die komplette Gang nieder. Nachdem er Machi beerdigt hat, sucht er die Nonne auf, um ihr ein Geschäft vorzuschlagen. Dafür, dass er in der Vergangenheit 100 ehrbare Männer getötet hat, wird er von nun an 1000 böse Menschen töten. Sie willigt ein und wird Manji später zu einer Begegnung verhelfen, welche sein Leben um einiges verändert.
Die Idee zu Blade of the Immortal kam Hiroaki Samura bereits in den frühen 90er Jahren. Mit seinem ersten Skript ging er die Verlage ab und schaffte es im Jahr 1993 das erste Kapitel in Kodanshas Monthly Afternoon zu veröffentlichen. Seither ist die Geschichte um Manji, der Mann der verflucht scheint niemals zu sterben, eine sehr innovative Erzählung. Dafür, dass das Werk nun fast 30 Jahre auf dem Buckel hat, könnte man meinen, es stamme aus der aktuellen Generation von Mangaka. Der zeitlose Stil der Story konnte bereits viele Manga-Fans in seinen Bann ziehen.
Dabei spielt die Geschichte in einer sehr wichtigen Zeit Japans: der Edo-Zeit. In dieser Periode nahm bereits der Einfluss des Shoguns ab und ebnete den Weg der Meiji Ära, welche die Modernisierung Japans einläutete und die Samurai abwählte. Außerdem werden historische Personen und Gruppierungen erwähnt und auch gezeigt. Zwar mag sich alles in einem fiktiven Bereich bewegen, lässt uns aber dennoch teilhaben an der rauen Zeit der Samurai. 2019 erhielt sogar der Anime einen Reboot, welcher von Liden Films umgesetzt wurde. Das beste Beispiel dafür, warum Blade of the Immortal zu einem der tollsten Werke der letzten 20 Jahren zählt, ist die Neuinterpretation durch Manga Cult. Wir sind der Nostalgie schlichtweg verfallen und freuen uns das verpasste aufzuarbeiten und das diesem Werk neues Leben eingehaucht wird.
Druck:
Manga Cult hat sich auch die Rechte an den Farbseiten sichern können.
Auch in Sachen Druck und Verarbeitung hat sich Manga Cult besondere Mühe gegeben. Denn der Publisher hat nicht einfach den vorhandenen Druck von der deutschen Erstveröffentlichung übernommen, sondern arbeitet das Werk komplett neu auf. Unser Redakteur, welcher diese Rezension verfasste, besitzt die Erstauflage von Egmont aus dem Jahr 2002 und konnte somit den direkten Vergleich ziehen. Der größte Unterschied bezieht sich hierbei auf etwas, was vor 18 Jahren aus Befürchtungen eines Missverständnisses komplett abgeändert wurde. Manji trägt auf seinem Kimono das Sauwastika, eine seitenverkehrte Form der Swastika. Dieses Symbol ist im buddhistischen Glauben fest verankert und steht für Leben (Swastika) oder Tod (Sauwastika).
Allerdings war es Anfang der Jahrtausendwende schwer dieses Symbol in einem Manga zu zeigen, weil es leider zu Zeiten des Nationalsozialismus von den Führern des dritten Reichs missbraucht und als Symbol des Antisemitismus verwendet wurde. Mittlerweile hat sich die Gesetzeslage geändert und Symbole, welche an diese Zeit erinnern könnten, dürfen in Kunstformen wie Videospielen oder Comics verwendet werden, wenn sie nicht zur Verletzung des Verfassungsschutzes beitragen. Um diesem Missverständnis gänzlich vorzubeugen, hat Manga Cult am Ende des ersten Bands sogar eine aufwendige Erklärung zu dem Symbol abgedruckt. Dies beweist, dass es auch Manga Cult sehr wichtig ist, den Manga in seiner vollen Gänze darzustellen. Somit gibt es auch einen weiteren positiven Effekt. Durch die unzensierte Veröffentlichung erhalten die Leser Panels und sogar ganze Seiten, welche in der Erstauflage wegen des Aufwands der Retusche herausgenommen wurden.
Verarbeitung:
Ein weiteres Lob geht definitiv an die Designer des Publishers. Das Cover der Perfect Edition erhielt einen Umschlag, welcher mit einer aufwändigen Prägung versehen ist. Haptisch fühlt es sich daher an, als würde man ein in Leder eingeschlagenes Buch in den Händen halten. Es fühlt sich sehr Edel an und außer dem können wir uns über Farbseiten am Ende des Bands freuen. Um das wichtigste nicht zu vergessen. Die Perfect Edition trägt nicht nur ihren Namen wegen der unzensierten Form des Werkes. Man bekommt zwei Bände auf einmal. Dies mag zwar recht wuchtig wirken, lässt sich aber genauso gut handhaben beim Lesen, wie ein Manga Band mit einer normalen Kapitel Anzahl.
Allgemeine Daten:
Veröffentlichung: 1. Oktober 2020
Publisher: Manga Cult
Genre: Seinen, Historical, Action, Drama
Format: 14x21cm
Seitenanzahl: 433
Preis: 25,00 Euro
ISBN: 978-3-964333-71-1
©1993 – 2012 Hiroaki Samura, ©2020 Manga Cult
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Handlung
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Druck
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Verarbeitung
Fazit
Seit die letzten Bände von Blade of the Immortal Verlags vergriffen sind und nur noch zu astronomischen Preisen angeboten werden, haben Fans des Werks von Hiroaki Samura auf einen Neudruck oder eine Neuauflage gehofft. Diesen Wunsch hat Manga Cult erhört und hat die Erwartungen der Fans bereits jetzt übertroffen. Aber dies gilt nicht nur für die alteingesessenen Fans. Nun haben auch andere Leser die Möglichkeit die Geschichte über Manji und seinen Fluch der Unsterblichkeit neu zu entdecken. Und genau diese Geschichte ist es, welche sich auch fast 30 Jahre nach Erstpublikation des ersten Kapitels liest, als würde sie aus der Feder eines modernen Mangaka stammen. Dabei ist auch der Einblick in die Edo-Zeit, auch wenn dieser eher fiktiver Wurzel entstammt, ein echtes Highlight. Im Druck konnten wir uns auf ein komplett neu erarbeitetes Werk freuen und kein Neudruck der Erstveröffentlichung von 2002. Am meisten sticht hierbei die aufgehobene Zensur hervor und die liebevolle Erklärung am Ende des ersten Bands, um den befürchteten Missverständnissen aus der Vergangenheit vorzubeugen. In der Verarbeitung und Aufmachung der Perfect Edition beweist Manga Cult erneut, dass nicht nur das Werk inhaltlich, sondern auch dann zur Geltung kommen sollte, wenn es nicht aufgeschlagen wurde. Der Extraeinband mit Leder Haptik macht einiges her und zeigt das Herzblut, welches der Publisher in diesen Titel gesteckt hat.
Abschließend möchten wir noch erwähnen, dass der Preis von 25,00 € mehr als gerechtfertigt ist, weil man ja neben zwei Manga Bänden einen sehr hochwertigen Druck erhält. Wir können Blade of the Immortal jedem Manga Nostalgiker nur ans Herz legen und sprechen auch eine Empfehlung an alle aus, die einen eher erwachsenen Manga suchen.
Wir bedanken uns herzlichst bei Manga Cult, dieses großartige Werk erneut entdecken zu dürfen.